Capoeira

Ein atlethisches Spiel, basierend auf einem System von Angriff und Verteidigung, mit individuellem Charakter und einem wahren afro-brasilianischen Ursprung, das von den aus Angola stammenden Banto-Sklaven im Brasilien der Kolonialzeit entwickelt wurde. Trotz intensiver Verfolgung bis Anfang des 20. Jahrhunderts überlebte die Capoeira die Unterdrückung und Verfolgungen, wuchs und gliederte sich als reguläre Sportart ein.

Nur wenige beherrschen die Kunst der Capoeira, in der die Poesie der Bewegungen und die Ginga des Körpers dieser hervorragenden Schlangenmenschen den Eindruck von Federn erweckt, die zum Rythmus des Berimbaus tanzen. Im Moment des Kampfes oder der Schlägerei verändert sich der Capoeirista und verwandelt sich in den furchtbarsten Gegner, der wie eine Katze rennt, zurückkommt, sich nähert und herumwirbelt, alles sehr agil, ruhig, stark und entschieden. Die Kreatur verwandelt sich in etwas, das sich nicht fassen oder schlagen läßt, ein flüchtiger Blitz, der auftaucht und wieder verschwindet. Seine ganze Kraft liegt in dieser Flexibilität, die den Feind in Entsetzen versetzt und angesichts der er zögert und erschrickt.

Heute hat sich das Bild der Capoeira sehr verändert, jedoch bewahrt man sich neben der Kleidung (die Frieden und spirituelle Harmonie ausdrückt, die sich mit dem Aspekt des Kampfes verbindet) noch immer die Lehren von denen, die sich gegen die Sklaverei und jede Form der Unterdrückung auflehnten.

Die traditionelle Kleidung ist die, die einst von den Sklaven getragen wurde: knielange Hose, von einer Kordel gehalten, eine Trainingshose aus roher Baumwolle. Während dem Training sollte man stets entsprechend gekleidet und mit der jeweiligen Kordel erscheinen. Der Schüler muß seine Capoeira-Kleidung sauber und vollständig halten, und sie bei jeder Veranstaltung der Gruppe tragen.

In der Capoeira-Roda ist kein Platz für die persönlichen Vorurteile und Eitelkeiten eines jeden, in ihr treffen sich die Gegensätze (der Doktor und der Analfabet, schwarz und weiß, das Kind und der Erwachsene, die Frau den Mann, der Schwache den Starken, etc…) und der Mensch zählt nach seiner Kunst.

In der Capoeira gibt es keine schwierige oder unmögliche Aufgabe und der Capoeirista ist ein kreativer und entschlossener Krieger, der das Leben und die Freiheit liebt.

Capoeirista zu sein ist viel mehr, als nur zu lernen, wie man gut kämpft. Es ist nötig, den Charakter des Kampfes und seinen sozialhistorischen Ursprung zu verstehen.

Was ist die Taufe (Batisado)?

Mestre Bimba war derjenige, der mit seiner Art, Neues einzubringen, die Taufe in der Capoeira erfunden hat. Ursprünglich wurde der neue Schüler (nach Mestre Bimba) “noch sehr grün hinter den Ohren” getauft, wenn er das erste Mal in die Roda trat um zu spielen. Als Partner hatte er einen älteren Schüler, seinen Paten, der ihm bei seinen ersten Schritten in die Roda half und ihm einen Spitznamen (Kriegsnamen) gab, bzw. einen zustimmte, mit dem er sich identifizieren sollte und mit dem er in Mitten der Capoeiristas mit dem Ritual des Eintretens (in die Mitte der Roda) aufgenommen wurde.

Mit der Zeit entwickelte sich die Taufe zu einer Zeremonie, in der Capoeira, die sich in ein Event verwandelte, das offizieller Teil der Festlichkeiten in der Akademie wurde, selbst in den Akademien der Capoeira Angola. Mestre Bobó (in Erinnerung), traditioneller Angoleiro, rechtfertigte die Übernahme damit, daß er argumentierte, die Taufe sei eine der guten Dinge die Mestre Bimba der Capoeira geschenkt habe. “Eine gute Sache darf kopiert, initiert und versteigert werden”.

Im Buch von Mestre Decanio, bis 1939 Schüler von Mestre Bimba “Das Erbe von Mestre Bimba” (In Arbeit), findet sich der folgende Text zu diesem Thema. “Der erste Unterricht mit dem Berimbau erhält den speziellen Namen Taufe, bei der der älteste, bereits getaufte Schüler den Neuling dazu auffordert, einen bereits ausgebildeten Schüler, seines Vorzugs auszuwählen.

Der Begriff der Taufe war auch ein spezieller Umstand zum Fortfahren des Studiums und Symbol einer neuen Etappe. Zum ersten Mal in die Roda zu treten ist kein großes Geheimnis. Mestre Bimba schätzte die Roda, genau wie die alten Mestres vor ihm, als notwendige Quelle des Erlernen.

Deshalb gab es in seiner Akademie auch in jedem Unterricht eine Roda. Einen Sinn für die Taufe suchend, erinnert sich Decanio, daß in Mestre Bimbas Akademie die Schüler aus allen ethnischen und sozialen Schichten stammten (Schwarze, Weiße, Arme, Reiche, Doktoren und Analfabeten). Und aus diesem Grund versuchte er Wege zu finden, die es den Schülern einfacher machen sollten, untereinander Freundschaft zu schließen, deshalb intensivierte er auch (Gesellschaftsspiele) gemeinsame Spiele, psychologisch mit dem Ziel, zwischenmenschliche Beziehungen zu ermöglichen um Vorurteile und Hemmungen abzubauen (Eines der Hauptprinzipien der Grupo Cativeiro).

Die Hingabe des Veteranen für den Neuling spiegelte eine der Grundlagen von Mestre Bimbas Unterricht wieder. Der Älteste unterrichtete den Jüngsten. Der Unterrichtende erlernte Capoeira auch durch das Unterrichten. (Text aus dem Buch”O Batizado da Capoeira” entnommen.)

Die Wichtigkeit der Capoeira

Eine der Bedingungen, die ein Volk am Leben erhält, ist die Bewahrung seiner Kultur, denn dank ihr wird ein Leben in Einheit und seine historisch-soziale Personalität aufrechterhalten. Die Capoeira ist Teil unserer Kultur. Sie ist Kampf, Tanz und Körperausdruck , ist Sport und zuletzt Technik. Das bedeutet, daß sie als praktizierter Sport, der sich mit den grundsätzlichen Notwendigkeiten eines Kindes und mit den physischen, psychischen und kulturellen Erwachsenen befasst, der Erziehung zunutze sein sollte.

Die Capoeira findet ihre historischen, sozialen, und kulturellen Wurzeln im Leben des brasilianischen Volkes selbst, eine Botschaft der Liebe zu Brasilien aussendend.

Ihr Ausdruck basiert auf Flexibilität, Gleichgewicht und Geschicklichkeit, die durch die Technik der Übungen und die reflexaritgen Bewegungen ihres “Tanzes” entsteht, der zum Rythmus, spontan von innen nach außen hervorbricht. Capoeira führt die Person dazu, Vertrauen, Milde, Disziplin und Charakter zu entdecken. Das Vergnügen Capoeira zu spielen, heißt wiedergeboren werden. Da Capoeira Teil des geschichtlichen Befreiungsprozesses unseres Volkes ist, ist es wichtig, daß die Arbeit Grundlagen hat, die die Wurzeln ihrer Entstehung beachten und unsere nationale Identität bewahren, denn die Capoeira ist ein wahrhaft brasilianischer Sport.

Wir von der Grupo Cativeiro Capoeira sind uns unserer Mitwirkung in dem Punkt, die Capoeira und ihre wahren Wurzeln zu bewahren bewußt.

Offensichtlich herrschen heute andere Zeiten, aber, das Richtige Verhältnis bewahrend, können wir bestärken, daß wir Capoeiristas, als Überbringer dieser kulturellen Äußerung, im Grunde Afrobrasilianisch , die sich in einem Prozeß der Verfälschung durch schlecht ausgebildete und schlecht informierte Individuen befindet, die Verantwortung tragen, wie “moderne Bewohner der Quilombos”, die Freiheit der Capoeira zu bewahren, ihre sozial-historischen Wurzeln zu bewahren und sie nicht nur unter der sozial priviligierten Klasse zu verbreiten, jedoch auch unter ihr. Und auch ihr technisches Niveau zu haben, und nicht nur das soziale, wie es einige zum Schaden ihres Wesens wollen, welches schon durch hineinerfundene Elemente von anderen Kampfstilen, die in keiner Weise zur Effizienz und Schönheit unserer Capoeira beitragen verfälscht wurde. So wie die wahren Ideale niemals sterben werden, fürchten wir uns nicht, vom Ideal Zumbis, überheblich zu klingen und zu sagen, daß wir sicher sind, daß unser “Quilombo” sich in verschiedenen “Mocambos” herumsprechen wird und man über sein Verschwinden noch lange nach uns reden wird. Die Capoeira, die aus der Sehnsucht des Menschen nach Freiheit entwuchs, dem höchsten und unsterblichen Wert, wird sicher alles auch die Armseligkeit und Mittelmäßigkeit, überleben, die uns heute daran hindern, uns zu vereinen um unsere Waffe zur kulturellen Befreiung zu erheben.